Sonntag, 28. April 2013

Mamallapuram

Zugegeben, ich habe mich verliebt! Schon im Reisefuehrer stand das waere ein Insidertipp und man koennte hier gut und gerne ein paar Tage verbringen. Habe mich voll darauf verlassen. Uebrigens kein Lonely Planet, dieses Mal nicht. Sondern von Reise Knowhow. Kann ich nur empfehlen, sie sind herrlich detailiert (zum Teil mit Busnummern) und zum Teil ironisch geschrieben. Schade nur steht beim jeweiligen Hotel nicht ob es Wifi hat oder nicht. Mich interessiert sowas. So hatte ich also 4 Tag in Mamallapuram eingeplant.

Man merkte dass bereits Ende April war, die Hochsaison ist definitiv vorbei. In meinem Hotel waren ausser mir nur noch ein westliches Paar, ansonsten uebernachtete mal hie und da jemand dort, meistens hatte ich aber eine Ruhe. Es war wieder so heiss wie in Pondicherry, so dass ich oft die Zimmertuere zum lueften offen liess. Ich brachte die Hitze einfach nicht raus.

Mamallapuram fuer Touristen besteht aus etwa zwei Strassen. Es erinnerte mich stark an Pokhara, dieselben Laeden und unzaehlige Restaurants und Cafes. Ideal also zum verweilen. Und endlich mal ein ruhiger Ort wo man sich auch mit einem Buch ins Cafe verziehen konnte. Sonst haben sie hier ja nicht so die Geniesserkultur, essen wir eher als Muss angesehen und wenn man fertig ist sollte man so schnell wie moeglich wieder aufstehen. In den von Einheimischen besuchten Restaurants stehen sie naemlich oft an und so kann man unmoeglich sitzen bleiben. Macht eh keinen Spass wenn man die Rechnung kriegt waehrend man noch am Essen ist. 

In Maha (frueher hiess es eben Mahabalipuram) kam ich schnell mit den Indern ins Gespraech. Da nur wenige Touristen unterwegs waren langweiligten sich alle und waren auf einen Schwatz aus. Interessanterweise wollte mir niemand was verkaufen. Oft wird ja zuerst einer auf Kollegen gemacht und dann gehts ans geschaeftliche. Hier war das nicht der Fall. Trotzdem regten mich die Shopbesitzer mit der Zeit auf. Ich fand raus, dass alle aus Kashmir waren, ich nannte sie die Kashmiri-connection. Total laestig, jeder stellte dieselben tausend Fragen (which country, how long staying, student, university, married, blaaaa) und irgendwann hatte ich einfach keine Lust mehr freundlich zu sein. Ich bin in der Zwischenzeit ziemlich gut im ignorieren, das darf man hier aber auch ohne unfreundlich zu wirken. So ignoriere ich oft alle, TukTuk-Fahrer, Maenner die mir was nachrufen, Verkaeufer usw. Einfach so tun als hoere und sehe man nichts, ganz einfach. Erspart Nerven und Zeit.

Dafuer kam ich mit den 'richtigen' Einheimischen ins Gespraech. Ich schaffte es tatsaechlich mich in den zwei Strassen zu verirren und landete vor dem Surfshop, natuerlich genau DER Ort fuer mich. Mit Mumu, dem Inhaber der in Maha aufgewachsen war, kam ich schnell ins Gespraech. Er stellte mir spaeter auch Alex, einen Franzosen vor. Ich hatte echt Glueck, da Samstag war verbrachten viele Leute aus Chennai ihr Wochenende in Maha, welches keine zwei Stunden von der Grosstadt entfernt ist. So lernte ich Silvia aus Italien, Chris aus den USA, eben Alex und Edmund Spitz (ein Inder!!!) kennen und verbrachte das Wochenende mit ihnen. Sie alle arbeiten, zum Teil schon jahrelang, in Chennai. Mumu gesellte sich ebenfalls zu uns und so kam ich in die Clique rein. Mit der Zeit lernte ich auch den Inhaber meines Fruehstueckscafes kennen sowie einen Shopbesitzer (kein Kashmirischmieri), der mir einen Anhaenger schenkte und mit mir 'lokal' Essen ging, alles nur fuer sein gutes Karma und weil er einfach nett war. War es mir also langweilig machte ich mich einfach auf den Weg zur Bar oder zum Shop, irgendjemand war immer auch gelangweilt und so hockte ich stundenlang bei denen rum. Weitere wenige Touristen (z.B. eine Israelin) gesellten sich dazu und einmal fuhren wir zu Joseph (ein Inder...) nach Hause um Kuchen zu essen da er Geburtstag hatte. Voll friedlich.

Maha hatte aber auch sonst einiges zu bieten ausser unzaehligen Restaurants die Pizza, Pasta oder Meeresfruechte verkauften. Genau, Meeresfruechte. Es lag direkt am Strand! Dieser war zwar nicht unbedingt badefreundlich sondern eher fuer die Fischer und die Surferboys reserviert. Trotzdem wagte ich mich am Sonntag mit Silvia und Chris, schoen verpackt im langen T-Shirt, ins Wasser. Ich hatte noch zu Mumu gesagt Wasser waere nicht mein bevorzugtes Element. Wir planschten in den Wellen rum, aber irgendwie wurde ich dann auf dem falschen Fuss erfasst und verlor den Kontakt zum Boden, landete auf den Knien im und unter Wasser, kam prustend rauf (Saaaalz!) und versuchte nicht zu ersticken. Meine Sonnenbrille (wer geht schon mit Sonnenbrille ins Wasser... ich...) war natuerlich weg, ganz weg. Wir suchten noch ein wenig danach, aber das kann man vergessen. Habe mir dann zwei Tage spaeter eine fuer CHF 3 auf dem Markt gekauft. Dasselbe mit meiner - jedoch billigen - Uhr aus Amsterdam. Die hats auch nicht ueberlebt und nun laufe ich schon seit drei Wochen ohne Uhr herum. Man koennte sich fast daran gewoehen, eine Sonnenbrille benoetigte ich jedoch unbedingt.

Natuerlich ist Maha nicht nur fuer die relaxte Atmosphaere und den Strand bekannt sondern auch fuer die Felsenreliefe und einige der aeltesten Tempel in Indien. Alles liegt nur ein paar hundert Meter vom Strand entfernt und die tollsten Sehenswuerdigkeiten sind gratis. Zwar hat man diese auch in einem halben Tag gesehen, aber da es so nahe war kam ich oefters zurueck, vor allem um ein Foto nur mit mir und dem Stein - Krishna's Butter Ball - zu schiessen. Am Wochenende flohen naemlich nicht nur die Westler aus Chennai sondern die ganzen Inder kamen ebenfalls auf einen Besuch vorbei. Am Montag war es dann dafuer wie ausgestorben.

Maha wurde vom Tsunami ziemlich hart getroffen. So unterhielt ich mich mit allen um herauszufinden 'wie' es war damals als der Tsunami am 26. Dezember zuschlug. Wir haben davon ja nur in den Nachrichten gehoert und dann auch nur von touristisch wirklich interessanten Orten wie Thailand. Oft geht unter dass auch Tamil Nadu oder Sri Lanka sehr darunter gelitten haben und tausende Menschen umgekommen sind. In Mamallapuram, jedenfalls im touristischen Bereich, sieht man heute nichts mehr davon. Ich traf jedoch auf einen Deutschen der hier lebt und mich mit unzaehligen Infos ueber Asien fuetterte und er meinte zum Teil stehen noch Ruinen herum von Gebaeuden die nicht mehr aufgebaut wurden. Neu hat es auch eine Steinmauer um den letzten verbliebenen Strandtempel (es waren mal 7, ich glaube jedoch die sind schon VOR dem Tsunami im Wasser verschwunden).

Der Nachteil wenn man in der Nebensaison unterwegs ist dass Restaurants oft geschlossen sind oder gewisse Sachen nicht angeboten werden. Die Speisekarte ist wesentlich kleiner (verstaendlich, aber leicht nervig), das WIFI war ueberall abgestellt um Kosten zu sparen und niemand hatte Rueckgeld. Wenn das Essen Rs 120 kostete und ich mit einer Rs 500-er Note bezahlte war das schon fast ne Katastrophe. So kam es dass ich hier Rs 30 schuldete, dort Rs 25 und dort Rs 30. Echt, ich musste es mir aufschreiben damit ich keinen vergass. Irgendwann machte ich mich auf Richtung Busbahnhof und liess mir eine 1000er Note wechseln. Ein ungutes Gefuehl wenn man zwar Geld hat, aber nur grosse Scheine. Da kann man sich doch nichts kleines leisten. Sehr grosszuegig aber wie alle meinten, ich solle das Geld doch ein andermal vorbeibringen. Die haben noch Vertrauen. In den zwei Strassen haetten sie mich aber auch immer wieder gefunden falls ich meine Schulden nicht bezahlt haette :-)

Am Wochenende war die Hoelle los gewesen beim Butter Ball. Auch was Fotos mit Indern anbelangt, zum Teil war ich oft 15 Minuten beschaeftigt bis die ganze Familie ein Foto von mir hatte. Mir viel manchmal fast mein Laecheln ab, es schmerzte fast staendig zu grinsen. Ich hatte es schon auf dem Facebook geschrieben, wuerde ich fuer jedes Fotos Rs 20 verlangen haette ich auch ein schoenes Leben hier... 

Unschoen war ein anderer Besucher in Maha. Anscheinend kommen gewisse Leute jedes Jahr zurueck. Ich meine ich habe ja alle schon nach zwei Tagen gekannt, wie ist es erst wenn man jaehrlich zurueck kehrt? Ein aelterer Herr war mit drei indischen Jungs im Alter von ca. 10 bis 14 unterwegs. Ich dachte mir nichts dabei, vielleicht waren sie ja adoptiert und die Frau einfach nicht hier. Leider ist die Wahrheit nicht ganz so huebsch. Die 'locals' scheinen sich daran aber nicht zu stoeren dass ein Paedophiler durch ihre Strassen wandelt, denn die Jungs sind keine Einheimischen und so wird seine Anwesenheit einfach genehmigt. Ich war echt schockiert, also zuerst mal wie locker und offensichtlich der Mann mit den Kindern durch die Strassen schlenderte! Anscheinend hat es auch aeltere, westliche Damen die immer wieder nach Maha kommen und sich an die jungen, indischen Erwachsenen ranmachen. Der Sextourismus blueht also auch hier...

Nach vier Tagen hiess es fuer mich dann Abschied nehmen. Schade, ich hatte die guten Gespraeche und die unzaehligen verschiedenen Restaurants echt genossen. Alle fragten mich auch warum ich schon so frueh und so lange nach Chennai gehe. Chennai waere schrecklich und da haette es nichts. Oh, nichts! Na dann auf in die Metropole die so viele Einwohner hat wie die Schweiz.




Nicht meine Idee, aber sie ist super!

Fand ich waehrend eines Strandspaziergangs. Baeh!

Kollege Mumu am surfen

Die eine Seite von Mamallapuram...

... und ein paar hundert Meter landeinwaerts

Das bekannte Elefanten-Relief. Ich hatte es schon im Reisefuehrer gesehen, war aber total hin und weg als ich sah wie GROSS es ist. Sehr sehr eindruecklich

Mein Hotelzimmer. Ich liebte den Schaukelstuhl und habe Stunden darin verbracht





Nein, wir kennen uns nicht. Aber ich habe mir erlaubt, nachdem ich minutenlang fuer sie posiert habe, auch eines fuer mich zu machen. Sonst glaubts mir ja keiner, ausser Sonja

Zmorge gegenueber von meinem Hotel. Der Eiskaffee war so gut wie im Starbucks oder Cafe Coffee Day. Auch die unscheinbaren Sandwich fand ich super. Und gratis Zeitung dazu :-)

3 Kommentare:

  1. Tönt ja alles herrlich! Abgesehen natürlich von der Uhr (die gelbe, in Nepal geflickte???), der Sonnenbrille (stell dir vor, du hättest ein Designer-Teil verloren) und dem armen Kugelfisch :-(. Und alle sagen immer, anderswo ist es schrecklich (ich sag nur Delhi, die Hölle).

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  2. Ja ich hoffe ihr reist nicht durch Delhi !!
    Der Eiskaffee Sieht "amächelig us " Schwarze Familie mit
    weissem Sch...Sieht gut aus
    Wie kommen die grossen Steine hin ?
    Und wie hoch ist dann das Elefantenrelief ?

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  3. Hey du
    Ich hinke immer noch......
    Super schöne Fotos! Schaukelstuhl kenne ich noch von WA.

    Tönt alles spannend. Die vielen Gespräche, die verschiedenen Nationalitäten die du getroffen hast.

    Nun ist die Uhr wohl endgültig futsch:( Einen Sprung hatte sie ja schon. Schade, habe im Montafon die gleiche gelbe gesehen und noch studiert ob ich sie dir kaufen soll. Hätte ich tun sollen. Die andere haben wir ja auch zusammen in Amsterdam gekauft, gell?

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