Donnerstag, 25. April 2013

Pondicherry - zum zweiten

Obwohl ich das erste Mal nicht unbedingt warm geworden bin mit Pondicherry kehrte ich zurueck. Vor allem die Aussicht auf das feine Essen und die tolle Unterkunft liessen mich die Stadt wie einen Traum erscheinen. Tagelang auswaehlen was man essen moechte, am besten in Restaurants mit WIFI, das waere doch super. Auch hatte ich dort meilenweit besser geschlafen, es war viel kuehler als in Madurai und mit dem Ventilator an hatten wir sogar fast ein wenig gefroestelt. Tja, in einem Monat kann sich aber viel aendern. Zwar kehrte ich in die genau selbe Unterkunft zurueck, aber die Temperaturen waren nicht mehr zum vergleichen. Die ersten beiden Naechte waren der komplette Horror. Obwohl ich die Balkontuere (mit Aussicht aufs Meer) offen liess und der Venti auf Hochtouren lief, wollte es einfach nicht kuehler werden. Da sich auch Unmengen von Muecken in meinem Zimmer aufhielten musste ich mich zudecken, was bei dieser Hitze auch nicht unbedingt angenehm war. So stand ich dann mitten in der Nacht auf und bastelte ein Zelt mit meinem Moskitonetz, das nuetzte jedoch rein gar nichts. Sie stachen mich ueberall dort wo ich das Netz beruehrte, in meine Fersen, in meine Handflaechen, total verrueckt. Zum Teil lag ich 2 Stunden wach und waelzte mich herum, was war mit der kuehlen Meeresbrise passiert?

In einem Laden am folgenden Morgen kam mir dann die Idee: ein Mueckenstecker! Wozu so kompliziert und muehsam ein Dach mit dem Netz basteln wenn man doch einfach einen Stecker benuetzen kann? Und tatsaechlich funktioniert dieser sogar, seit jener Nacht habe ich meine wohl verdiente Ruhe und muss mich auch nicht mehr zudecken. So haelt man naemlich auch die Hitze wesentlich besser aus und durch. Aber Pondicherry war wirklich zur Qual geworden. Madurai war ja schon heiss und Trichy auch, aber Pondy war  zwischen 11 Uhr und 15 Uhr menschenverlassen. An der Strandpromenade hielt sich kein Mensch auf, die wussten schon wieso. Ich machte mich zum Teil frueh auf, aber schon ab 10.30 Uhr lief mir der Schweiss IN    STROEMEN runter. Das gibt es doch nicht, dachte ich mir. Jetzt kann ich sagen, andere Orte sind auch heiss und man schwitzt, aber Pondicherry hat nochmals alles uebertroffen. Es war wirklich unaushaltbar waehrend dem Tag, zum Glueck hatte ich nen Balkon auf welchem es wesentlich kuehler war. Verstehe ich nun nicht ganz, liegt das an der Luftfeuchtigkeit? Pondy hat bis jetzt alles geschlagen, das war wirklich schlimm.

In Pondicherry hat es so viele Touristen und Ashram-Bewohner (ich nenne sie 'Ahsramiten', abgeleitet vom englischen Wort) dass man gar nicht richtig auffaellt. Wo sich die Kinder in Trichy noch auf mich gestuerzt haben und winkten, interessierte sich hier schlicht und ergreifend keine Sau fuer mich. Keine Fotos, kein Winken, ich existierte nicht. Das nennt man Ueberangebot an westlichen Touristen. Die Ashramiten erkennt man immerhin an ihrer weissen Kleidung. Ich hatte kein Bedurfnis den Ashram selber zu besuchen, dabei wohnte ich sogar im Guesthouse welches ebenfalls dazu gehoert. Ich kenne Ashrams nur vom Film 'Eat, Pray, Love', aber irgendwie haut mich jeder an ob ich nicht im Ahsram gewesen waere.

Ich habe die vier Tage in Pondy wirklich nicht viel gemacht. Anscheinend hat es sogar einen Strand, aber das ist eben der Nachteil wenn man alleine unterwegs ist. Wozu den Aufwand und ein Velo mieten und dann muehsam den Weg an den Strand suchen? Und dann dort, wer passt bitteschoen auf meine Wertsachen auf waehrend ich im Wasser plansche? Darum nahm ich absichtlich ein Zimmer mit Balkon, so fuehlte ich mich nicht im Zimmer drin eingesperrt und konnte auch abends noch raus und lesen. Hauptsaechlich habe ich gegessen, aber ich probiere dass dies hier nicht in einen Food-Blog abrutscht. Trotzdem ne kleine Zusammenfassung: Gipfeli, vietnamesischer Kaffee, Muesli mit Milch, Bier, Salat, Kuchen, Pommes, Huehnchen etc. Ich habe voll Gas gegeben :-)

In Pondy hat es jedoch nicht nur westliche Touristen (und auch davon nicht sehr viele...) sondern auch indische selber. Z.B. lernte ich eine Familie aus Bangalore kennen, es interessierte sich also doch noch jemand fuer mich und wollte mich auf dem Familienfoto dabei haben. Da war ich ja beruhigt... Nach traditonellen Staedten wie Trichy oder Madurai faellt Pondy ziemlich aus dem Rahmen. Abends flanieren Unmengen von Indern die Strasse rauf und runter, viele Damen in Saris, aber auch sehr viele Maenner in kurzen Hosen und Socken bis zu den Knien rauf. Oder Frauen in Saris und Turnschuhen. Aber ich kleide mich ja auch wie ein Clown. Man sieht die Inder auch Sport machen. Dieser besteht aus schnellen Rauf- und Runterlaufen der Promenade, dabei kommen sie ganz schoen ins Schwitzen und checken auch immer wieder die Zeit auf der Stoppuhr. Inder laufen naemlich normalerweise nicht schnell, sie schlarpen, sie schlurfen, sie bummeln. Speziell nervig wenn man mit dem ganzen Gepaeck hinter ihnen hertrotten muss und nicht ueberholen kann ab 'all dem Verkehr'.  Dies ist dann dementsprechend die gut situierte Mittelschicht plus alles nach oben die sich hier in Pondy in westlicher Klamotte blicken laesst. Die haben auch ihre ungezogenen und lauten Kinder dabei. Ich schwoere, 'normale' indische Kinder koennen stundenlang im Bus schlafen, aber die Mittelschichtler sind da schon verwoehnter. Zum Glueck erkennt man sie im Dunkeln an ihren Schuhen die bei jedem Schritt entweder blinken oder ein Geraeusch von sich geben (na los, gebts zu, das nervt auch euch!!).

Ihr habt ja schon beim ersten Blogeintrag Fotos von Pondicherry gesehen. Es sieht ein wenig aus wie New Orleans, sauberer als andere indische Staedte mit tollen Herrenhaeusern. Verlaesst man aber dieses franzoesische Viertel sieht es aus wie ueberall. Auf gut Deutsch ist das Viertel auch nur 4 oder 5 Strassen breit und das wars dann. Ach ich weiss nicht was ich ueber Pondy sagen soll. Es ist schon nett, vor allem Abends die Strandpromenade und es ist herrlich endlich mal ein paar gute Restaurants zur Auswahl zu haben, aber man koennte 'mehr' daraus machen.

Ein nettes Gespraech hatte ich noch mit einem Kellner waehrend ich aufs Essen wartete. Er erzaehlte mir seine Tochter waere 22 und er muesse ihr jetzt dann einen Mann finden. Das ist ziemlich kostspielig, Toechter kann man nicht 'gratis abgeben', die sogenannte 'Dowry' muss an die Familie des Mannes bezahlt werden. Dabei handelt es sich meistens um Geld und Gold. Den Betrag habe ich nicht genau verstanden (2 Lakh?? Googeln bitte...), aber es sind 100 Gramm Gold. Keinen Schimmer wie viel das wert ist. Er hat auch noch einen Sohn und findet dies ausgleichende Gerechtigkeit. Ich finde er ist ziemlich traditionell dafuer dass er in Pondicherry lebt. Uebrigens hat er gefragt ob es illegal waere als Paar zusammen zu wohnen wenn man nicht verheiratet ist. So habe ich das noch nie angesehen. Aber nein, ich bin nicht kriminell :-)


Eine der Kirchen in Pondicherry


Auf dem Fischmarkt

Habe ich in der Baeckerei gekauft. Lecker! Mein Zmorge


Der allererste Zmorge. Das Beste daran: gratis WIFI


An der Strandpromenade, Sonnenuntergang naht


Patinha ist auf dem Balkon am Trocknen. Super Aussicht, oder??


Tolles Gebaeude, die franzoesische Botschaft


Die Strandpromenade. Am Tag war nie viel los, erst als es eindunkelte


Das suesse Huendchen folgte mir auf Schritt und Tritt. Die Einheimischen lachten sich kaputt weil ich fast auf ihn drauf stand. Er war wirklich sehr anhaenglich


Mein toller Balkon


Ein letztes kitschiges Foeteli


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