Donnerstag, 25. April 2013

Tiruvannamalai


Tiruvannamalai war ein weiteres Ziel welches in meinem Reisefuehrer gross angepriesen wurde. So im Direktvergleich muss ich aber sagen dass mir Trichy besser gefallen hat. Das ist mehr der 'Underdog' und wirklich nicht touristisch, obwohl es nur gerade 2 Stunden von Madurai entfernt ist. Tiruvannamalai ist bekannt fuer seine Ashrams und dementsprechend leben auch einige Westler dort. Mein Hotel war jedoch in der Naehe des Tempels und dementsprechend mitten in der Stadt. Weisse Gesichter waren eher rar gesaeht, aber ist es nicht nett richtig einzutauchen in die Kultur, kein Internetcafe zu finden und nur typisches, suedindisches Essen zu konsumieren?

Vor und im Tempel traf man ziemlich viele Leute: Sadhus (Heilige), Bettler, Ashramiten usw. Manchmal war es nicht einfach die Leute zu unterscheiden, wer lebt nun im Ashram, wer ist ein Sadhu, wer ist was zwischendrin. Die Einheimischen mit ihren langen Roecken machen die Sachen auch nicht einfacher. Ich habe ja in der Zwischenzeit angefangen die Leute einfach zu ignorieren, also all jene die mir die Hand entgegenstrecken. Madurai war ja ziemlich angenehm was Bettler anbelangt, aber es werden staendig mehr und wir als Europaer sind uns dies einfach  nicht gewohnt. Wenn dann Kinder kommen und an meinen Kleidern zupfen oder Frauen mit Kindern auf dem Arm mir ein Zeichen geben (Hand zum Mund) dann bin ich entweder sprachlos, entsetzt - oder genervt und ueberfordert. Schlicht und ergreifend weil der Anblick immer noch ungewohnt ist und man ohnmaechtig ist. Was machen? Geld geben? Das wuerde mit der Zeit ausufern. Und wer hat es 'wirklich' noetig oder wer nuetzt einfach nur meine westliche 'Unwissenheit' aus??

In dieser Stadt war das Klima zur Abwechslung endlich mal angenehm. Sogar um 14 Uhr nachmittags konnte man gut rumlaufen, da bin ich mich anderes gewoehnt. Trotzdem werden die Laeden zwischen 13 und 17 Uhr meistens geschlossen da auch die Inder merken, dass es einfach zu heiss ist. So hat man dann doch oft nicht so viele Moeglichkeiten, denn auch der Tempel war geschlossen und die Inder gucken komisch wenn man in der groessten Hitze mit Wasserflasche bewaffnet unterwegs ist. Bin dann doch ein wenig rumgelaufen und auf einen Markt gestossen. Wie in keiner anderen Stadt wollten die Inder Fotos von sich haben, auf meiner Kamera verstaendlich. Ist mir auch Recht wenn ich nicht fragen muss und trotzdem kriege ich tolle Fotosujets. Sie freuen sich dann immer dass sie verewigt sind. Suess!

Gegen 17 Uhr besuchte ich dann den Tempel. Das Spannendste war der hauseigene Tempelelefant welcher mit seinem Ruessel die Leute segnete. Sie gaben ihm was, ich dachte zuerst es handle sich um spanische Nuessli. Aber er schluckte nichts. Dann hoerte ich ein klimpern und verstand: es war Geld! Aber wohin ging er damit? Die Leute gaben ihm das Geld 'in den Ruessel' und er segnete sie dann auf die Schulter (oder den Kopf). Einer nach dem anderen kam und der Elefant behielt irgendwie das ganze Geld. Als es mal ne kleine Pause gab uebergab der Dickhaeuter die Muenzen an seinen Meister, welcher neben ihm sass und die Hand aufhielt! Es sah fast aus wie ein Zaubertrick als das Geld in des Mannes Hand prasselte. Der Elefant hatte doch tatsaechlich die ganze Zeit alles behalten und wenn die Ruesselkerbe (wie bei uns die Handflaeche) voll war gab er es ab! Wahnsinn!

Der Tempel in Tiruvannamalai ist einer der groessten (Sued)indiens. Es handelt sich ja hierbei nicht einfach nur un einen Tempel sondern ne ganze Tempellandschaft die von einer Mauer umgeben ist. Drinnen kann man sich - aehnlich wie in Trichy - wunderbar verlaufen. Anders als in jedem anderen Tempel bis jetzt waren aber auch Nichthindus 'eingeladen' bis zum innersten Teil. Ich musste zwar ein Ticket kaufen und anstehen, aber es war schon ziemlich aufregend. Alle waren nervoes und ich sah nicht um die Ecke, hoerte aber einen Gong und erwartete WEISSGOTTWAS. Und was war drin? Die geschmueckte Statue eines Heiligen, ich wusste nicht mal welcher! Erkenne ja nur Ganesha da dieser einen Elefantenkopf hat. War dann ziemlich enttaeuscht, so ne Aufregung wegen ... einer Statue. Der Gong kam uebrigens von draussen...

Ich habe mich in Tiruvannamalai auch endlich mal ein wenig mit Fruechten eingedeckt. Die furchtbar klebrigen Sapporta, Mangos aber auch Jackfruit. Diese kann man - logischerweise - nicht ganz kaufen, jedenfalls hatte ich es nicht vor. Ich waere wohl wochenlang dran. Ich wusste nicht genau wie es funktionieren 'wuerde'. So ging ich zu einem Strassenkarren auf welchem Jackfruitstuecke lagen. Der Typ fragte dann ob ich ein halbes Kilo moechte, aber es war schwierig einzuschaetzen. Wie viele sind schon ein halbes kg? Ich nahm dann etwa 7 Stueck davon, 200 g glaube ich. Er verpackte die Fruechte dann in Zeitungspapier so dass ich zurueck im Hotel zuerst mal alles mit Leitungswasser wusch und dann nochmals mit Mineralwasser saeuberte. Besser auf der sicheren Seite sein. Die Fruechte schmeckten ueberraschend anders, ich war nur erstaunt als ich den 'Stein' in der Mitte antraf. Hatte irgendwie nicht damit gerechnet. Mangos kann ich mit meinem Schweizer Messer ja locker aufschneiden, einen Loeffel habe ich mir auch gekauft. Sind nur noch die laestigen Sapportas. Ich liebe die Dinger, aber sie sind unheimlich klebrig. Ich musste minutenlang rubbeln um die klebrige Masse von Messer und Loeffel entfernen zu koennen. Kennt ihr das wenn das Preisschild zum Beispiel auf einem Glas klebt? Das Papier geht ab, aber danach ist immer noch Kleber uebrig den man dann mit dem Fingernagel wegrubbeln muss. Genau so ist es bei Sapportas. Ich versuchte Seife und alles moegliche und schaffte es dann mit 'I AM Waschgel' vom Migros. Bin hier ja nicht so super ausgeruestet was Schwamme oder Putzmittel (also bitte...) anbelangt :-)

Tiruvannamalai liegt am Berg und man koennte ganz rauf, aber sogar im Reisefuehrer steht man sollte hitzeresistent sein und Wasser mitnehmen. Bestimmt haben die nicht die Hitze des Sommers gemeint. Habe ich uebrigens mal erwaehnt dass der Sommer dieses Jahr in Indien 2 bis 3 Wochen zu frueh gekommen ist? Nicht umsonst habe ich staendig gejammert, es ist viel zu heiss fuer die Jahreszeit. Ein Franzose hat gemeint es sollte eigentlich 10 Grad kuehler sein. Aber was erzaehle ich euch von Klimaerwaehrung, ihr mit eurem Schnee!! Jedenfalls habe ich den Berg nur von unten angeguckt, er sah irgendwie auch nicht aus als wuerde jemand raufklettern. Ausser es ist Vollmond (und Nacht), dann wird naemlich immer ein Fest gefeiert.

Hach, ich war noch bei einem Handleser. Oder er war bei mir. Er sah mich wohl aus dem Hotel kommen und hat mich abgefangen, aber fuer solche Sachen bin ich ja empfaenglich. In eher gebrochenem Englisch (heisst: vielleicht habe ich ja was falsch verstanden) hat er gemeint ich heirate im August, aber keinen Schweizer oder - keinen Inder (tataaaa! All die Maenner die ich enttaeuschen muss!).  Er hat dann was von Japaner, Amerikaner oder Londoner (er meinte wohl Englaender) gesagt, na dann nehme ich den Ami. Und ich haette nen 'child's mind'. Dummerweise finde ich, ist das nicht mal so daneben. Oder was meinst du Patinha?? Ach ja, ausserdem werde ich alt und haette immer genuegend Geld. Na also.

Im Tempel drin war mir noch was lustiges passiert. Ich bin ja staendig mit Wasserflasche bewaffnet unterwegs. Mir macht es nichts aus lauwarmes Wasser zu trinken, wobei ich wirklich sagen muss, es ist was dran an einem eisgekuehlten Cola. Ich fuehle mich einfach 'sicherer' mit Wasserflasche, trinke ich in der groessten Hitze lange nichts kriege ich schnell mal Kopfschmerzen. Es war aber schon nach 18 Uhr und ich sowieso auf dem Weg nach draussen als mich Kinder ansprachen ob sie einen Schluck haben koennten. Klar doch. Hier wird ja 'indian style' getrunken, die Lippen beruehren also die Wasserflasche nicht. Bin sonst ein wenig heikel ;-) Da tranken also vier Kinder als ein Typ daher kam (Ashramit? Bettler? Sadhu?) und meinte er wuerde im Tempel arbeiten (als WAS?) und wuerde auch gerne einen Schluck haben. Zu Beginn war sie ja halb voll, aber er gab Gas und leerte mir die Flasche in grossen Schlucken! Das Beste danach: er gab mir die leere Flasche zurueck und bedankte sich. Ich bedanke mich auch!! Musste aber lachen und kaufte mir dann zum Abendessen ne Neue. Lustige Leute hier, hehe.

Ich war immer noch im Tempel als es eindunkelte. Ehrlich gesagt waere mir das 'vorher' nie aufgefallen, aber es flatterten vereinzelt Voegel herum. Nur waren es keine Voegel sondern Fledermaeuse! Ich glaube das habe ich nie erwaehnt, waehrend ich beim Madurai Messenger ueber Delphine und Wale schrieb, hatte eine Kollegin das Thema 'Fledermaeuse'. Ein Experte kam sogar bei uns im Buero vorbei (oder habe ich es doch erwaehnt??) und machte einen Diavortrag. Erst so lernte ich, dass Fledermaeuse unter anderem im Tempel leben und dass es zwei grosse Unterteilungen gibt, die einen fressen Insekten, die anderen Fruechte (jetzt habe ich gegoogelt, ich glaube auf Deutsch unterscheiden wir Flughunde und Fledermaeuse. Witzig, Flughund auf Englisch ist fruit bat. Oder dann Flying Fox, aber das ist ne ganz spezielle Art. Das Viech ist so gross wie ein... Fuchs!! Flughunde haben uebrigens viel die schoeneren Gesichtlein). Derselbe Typ hatte sich - unabhaengig von seinen Fledermaeusen - fuer Forschungszwecke in eine Kammer einsperren lassen. Oh man, habe ich das erwaehnt? Irgendwie kommt es mir so bekannt vor. Sonst erwaehne ich es ein anderes Mal, bitte Kommentar (aetsch!) hinterlassen, danke.

Nach zwei Tagen in Tiruvannamalai hatte ich dann genug und machte mich auf den weiteren Weg. Ich wusste, das ich nach Mamallapuram keinen direkten Bus hatte. Ansonsten war das Busnetz prima, aber Tiruvannamalai war doch eher ein Schlentzer gewesen. Busbahnhoefe in Suedindien sind super, NICHTS ist auf Englisch angeschrieben und eine Information gibt es auch nicht. Was ich sicher gelernt habe: Leute anquatschen. Alle sind jedoch sehr hilfreich und so landet man am Schluss immer wo man hin moechte. Fuer den Notfall hatte ich sogar eine kleine Karte gezeichnet und sowohl meinen Bestimmungsort wie auch den Hotelnamen dort aufgeschrieben. Bevor ich muehsam im Rucksack nach dem Reisefuehrer kramen muss. Es kann jedoch schon frustrierend sein bei ueber 30 Grad mit knapp mehr als 20 kg Gepack vorne und hinten anzukommen, nichts zu verstehen, nicht zu wissen wohin, alle glotzen (falle ja gaaaar nicht auf) und die Sonne brennt auch runter. Im letzten Bus nach Mamallapuram hatte ich zuerst keinen Sitzplatz und blieb logischerweise im Gang stehen. Wusste ueberhaupt nicht wohin mit meinem grossen Rucksack, aber eine Frau gab ihn dann weiter an einen jungen Herren der diesen bei sich zwischen die Knie nahm. Bei solchen Sachen sind die Inder total unkompliziert, oft werden sogar Kinder fremden Leuten (bitte nicht mir) auf den Schoss gesetzt. Klar gebe ich meinen kleineren Rucksack mit Pass und Geld nicht aus der Hand, kann mir aber schwerlich vorstellen dass jemand mit dem 18kg-Brocken tuermen mochte. Ausserdem glauben die meisten Inder an Karma. Gutes Karma.




Eine typsiche Strassenszene


Die Leute hier liebten es fotografiert zu werden

Auf dem Gemuesemarkt, soll noch jemand sagen sie wuerden die Ware nicht liebevoll praesentieren. Wer erkennt uebrigens das Gemuese hinter den Karotten? Fuer mich sehen die aus wie Mangos und die Leute haben auch gemeint es waeren Mangos. Antwortete dann das waeren doch Fruechte, aber alle guckten mich verstaendnislos an. Die Fruechte-Mangos sind jedoch nicht ganz so gruen

Noch mehr Typen :-) Muellabfuhr at work

Tiruvannamalai Downtown. An sollen Karren kauft man die Fruechte (ausser man ist per Zufall gerade auf dem Markt). Nette Pyramiden, oder??

Proudly present: jackfruit!

Auf dem Weg, sah ich vom Bus aus. Das ist in der Nasehe von Gingee

Und so isst sich ne Jackfruit. Das im Inneren ist der Kern

Der Tempel

So wird die Jackfruit gekauft, lustig

Mehr Tempelansichten. Boese Zungen koennten nun behaupten 'das sieht ja aus wie in Madurai'. Ja habe ich was anderes erwaehnt??

2 Kommentare:

  1. Hoi du

    Ich hinke noch hinterher mit lesen:(
    Darum erst heute ein Kommentar.

    Hast du keine Fotos von dem Elefanten? Oder ist das der aus dem FB?

    Da hätte ich mich doch stark gewundert. DU lässt JEMANDEN aus deiner Flasche tinken... Da passt der indian style. Hatte keine Ahnung dass sie so trinken. Auch aus dem Glas?

    Kann dich beruhigen wegen den Fledermäusen. Ich kann mich nicht erinnern, schon mal davon von dir gelesen zu haben.

    Hier meine Recherche über Mango:
    Obwohl es sich bei der Mango um eine Frucht handelt, werden die unreifen Früchte in Asien zubereitet wie ein Salat bzw. Gemüse. Darüber hinaus werden die reifen Früchte zu Pickle verarbeitet.

    Indisches Pickle ist in Öl, Gewürzen und Salz eingelegtes Gemüse oder Obst. Es ist wichtiger Bestandteil der indischen Küche in Indien, Nepal, Pakistan und Bangladesch und wird als Beilage zu vielen Gerichten gereicht.
    Zu den am meisten verwendeten Sorten Gemüse und Obst gehören (unreife) Mango, Zitrone, Limetten, grüne Chillies, Knoblauchzehen, Ingwer, Kohlrabi, Möhren, Rettich, aber auch Lotos und unreife Jackfrucht kommen zum Einsatz. .... balablabla

    Also sind unreife Mangos für Inder halt Gemüse;)

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  2. Hier meine Antworten :-)
    Fotos habe ich keine gemacht vom Elefanten. Das Licht war schlecht und gratis waere es auch nicht gewesen. Es folgen noch genug Elefantenfotos, hehe.
    Ich weiss gar nicht wie die aus dem Glas trinken. Ich glaube dann ist es normal. Oft kriegt man auch ein 'Roehrli' im Restaurant, Glaeser gibt es eher selten.

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