Montag, 15. April 2013

Trichy - Wochenende

Das Wifi will grad nicht, also konzentriere ich mich halt mal auf den Text und reiche die Fotos noch nach. Ich sitze hier am Computer, aber die Fotos sind halt leider auf der Kamera. Nicht im Traum kommt es mir in den Sinn die Kamera mit dem Compi zu verbinden, wie erwaehnt reicht mir ja schon ein halber Virus der nun jedes Mal wahllos Fotos loescht wenn ich die Speicherkarte ins Tablet schiebe. Muehsam.

Letzte Woche habe ich mal probegepackt, aber das war gar nicht noetig. 2 Kurtas, unzaehlige Klamotten, Schale, Schmuck und Reisefuehrer sind dazugekommen, dabei war mein Gepaeck schon beim Abflug proppenvoll. Also mistete ich aus und machte mich dann auf den Weg zur Post um mein 2,3 kg Paket nach Hause zu schicken. Da Telugu Neujahr war wusste niemand so genau ob die Post geoeffnet waere. Immerhin waren alle Schulen geschlossen. Rajan vom Buero schrieb mir dann ein SMS, die Post waere trotzdem offen. Also machte ich mir vor der Arbeit auf den Weg und siehe da - es war wirklich offen. Zuerst wurde ich aufgefordert mich hinzusetzen und zu warten. Unzaehlige Leute kamen und gingen, jeder scheint bei der Post zu arbeiten. Nur mich wollte man  nicht bedienen. In der Zwischenzeit kam ein SMS von Rajan, er haette gerade gehoert die Post waere doch zu! Ja danke, fuer mich sah sie ziemlich offen aus. Typisch Indien wieder mal, A weiss nicht was B macht. Und C ruht sich aus. Irgendwann kam dann einer daher, steckte alles in eine Box (oje, wenn das mal ganz ankommt) und verschnuerte diese. Von versiegeln haben sie hier auch noch nie was gehoert. Wuenscht mir Glueck!

Endlich ist auch der Madurai Messenger des Monats Februar erschienen. Gleichzeitig sah ich wie der April am Computer bearbeitet wurde. Ich guckte scheu rueber und entdeckte meinen Bericht - erste Eindruecke! Ich haette nicht damit gerechnet dass dieser veroeffentlich wird, denn jeder Volontaer muss einen schreiben. Ich behaupte nicht meiner war speziell gut, eher im Gegenteil. War nicht so motitiviert gewesen. Auf einmal sah ich meinen Tattoo-Bericht ausgedruckt da liegen. Mit riesigem Bild von mir und dem Inhaber. Da kann ich auch darueber hinwegsehen, dass die Redakteurin meinen Titel abgeaender hat. Leider dauert es noch zwei Monate bis dieses Magazin erscheint. Bis dahin bin ich ueber alle Berge, aber sie sollten es mir nachschicken. Sollten. Ansonsten gibts die ganze Sache auch online, aber das ist halt nicht dasselbe. Ich mag lieber was 'handfestes'.

In der Mai-Ausgabe liegt der Schwerpunkt bei Transsexuellen. Ein eher ungewoehnliches Thema fuer das erzkonservative Madurai. So wollte das ganze Buero mit ans Interview um die Damen anzugucken. Es gibt verschiedene Unterteilungen, zum Teil waren sie gekleidet wie Frauen und man haette nie bemerkt dass es sich mal um einen Mann handelte oder mal gehandelt hatte (zum Teil waren sie auch 'umoperiert'). Dann wiederum gab es welche die in normalen Maennerklamotten erschienen, sogar mit obligatorischem Schnauz. Da faellt es mir schon eher schwer diese Person eine 'sie' zu nennen. Eine Dame, in Maennerkleidern, benahm sich auffaellig tuntig mit heftigen Handbewegungen, staendigem singen. rumgetanze und kichern. Auffallend waren auch die bemalten Fussnaegel. Ich muss ja nicht erwaehnen dass diese Frauen von ihren Familien nicht akzeptiert und stattdessen verstossen werden. Waere das bei uns schon ein heikles Thema, wie muss es wohl erst in Indien sein? Ich fand es spannend meine Sicht von 'normal' wieder mal auszutesten. Nur weil ich damit aufgewachsen bin oder mich was anderes gewoehnt bin heisst es ja nicht automatisch dass es auch 'richtig' ist. Bei gewissen Themen (z.B. arrangierte Ehen oder was sie als 'gesund' anschauen) muss ich mich immer wieder daran erinnern. Aber das tut mir gut :-)

Nun aber zum Wochenende welches wir in Trichy verbrachten. Verstehe nicht warum wieder mal alle Inder sagen da haette es 'nichts' und uns stattdessen nach Rameshwaran schicken wo es dann wirklich nichts hat. Aber Rameshwaram ist eben fuer die Hindus sehr heilig. In Trichy hatte es eine ganze Ansammlung von Tempeln, wir verliefen uns darin nahezu. Eine Karte waere wohl angebracht gewesen. Beim Betreten der Tempel ist es wie wenn man in ein Haus oder Buero geht - die Schuhe muessen draussen bleiben. Damit kann ich leben, haette es nicht fast 40 Grad und waere der Boden nicht - absolut heiss! Ich huepfte von Schatten zu Schatten waehrend die Inder definitiv ne andere Hornhaut haben. Ich musste zum Teil fast rennen, es war einfach unaushaltbar. 

Trichy ist wie erwaehnt nicht sehr touristisch, so stiessen wir nur im Tempel auf Touristen. In der Stadt selber trifft man fast keine. Das macht einen ein begehrtes Fotoobjekt bei den Einheimischen, vor allem bei Jugendlichen. Die Erwachsenen mustern einen interessiert, Kinder winken, Leute wollen unsere Haende schuetteln. Ich moechte aber noch speziell erwaehnen wie hilfsbereit die Leute sind. Man kann sich locker zum Hotel durchfragen, jeder hilft weiter. Manchmal scharren sich 4 Leute um einen rum, einer versteht immer ein wenig Englisch. Auch im Bus, bis jetzt haben sie uns immer noch darauf aufmerksam gemacht, wenn wir aussteigen muessen. Von dem her finde ich Tamil Nadu sehr angenehm zum Reisen und auch die TukTuk-Fahrer sind nicht sooo extrem laestig wie auch schon gesehen in Agra.

Mitten in Trichy (eigentlich heisst es ja Tirucharapelli, aber das kann sich kein normaler Mensch merken, darum sagen alle Trichy, sprich 'Tritschi') steht, aehnlich wie in Jodhpur, nur nicht ganz so imposant, ein Klotz von einem Berg auf welchem zuoberst ein Tempel thront. Mitten im wuseligen Basar ist der Eingang den man fast uebersieht. Bis ganz rauf sind es fast 500 Stufen. Da es jedoch immer wieder Tempel dazwischen hat und man Fotopausen macht (um selber zu fotografieren oder eben fotografiert zu werden) erscheint der Aufstieg nicht so muehevoll. Und das Tollste: alles ist gedeckt, man ist also nicht der gnadenlosen Sonne ausgesetzt. Erst am naechsten Tag bemerkte ich dann meinen Muskelkater. Wochenlanges Rumhaengen im Buero machen sich eben doch bemerkbar.

Im Sueden Trichy's wird nahezu alles angeboten was das Travellerherz benoetigt. Guenstige Hotels, eine angenehme Auswahl an Restaurants, Bahnhof, Busstation, Baeckereien, Staende mit Fruechten. Da es wie gesagt aber nicht speziell fuer westliche Touristen ausgerichtet ist gibt es - genau wie in Rameshwaran - null Auswahl was das Fruehstueck anbelangt. Ich fand eine Speisekarte mit 'Continental Breakfast' und wollte es schon bestellen als der Kellner vor mir stand und meinte: Dosai, Idli oder Purry? Ja super, wozu denn die Menukarte wenn man doch nicht auswaehlen kann? Lustig auch wenn man ein Resti betritt und sie fragen 'was haetten sie denn gerne"? Ja kann ich denn haben was ich gerne moechte?? Das waere ein Fest fuer Sonja, von wegen Omlette oder so. Hier gibts nur einheimisches Essen, zum Glueck macht es mir nichts aus ein Abendessen sozusagen schon zum Fruehstueck zu mir zu nehmen. So ass ich doch tatasechlich das ganze Wochenende 'Masala Dosai'. Wir fielen in den Restaurants ueberhaupt nicht auf zwischen all den Einheimischen. Nicht einmal habe ich Touristen in einem Lokal gesehen. Wir kennen auch den Ablauf: zuerst kommt der Kellner, dann wird bestellt (Dosai, Idli oder Purry?). Er bringt ein Bananenblatt welches man mit Wasser abwaescht. Vorher am besten noch schnell selber die Haende waschen, ueberall hat es 'Hand wash' im Restaurant und JEDER macht das. Gegessen wird nur mit der rechten Hand, die linke kann man herrlich aufstuetzen. Manchmal nicht ganz einfach den Dosai-Teig nur mit einer Hand zu trennen, da stelle ich mich schon ein wenig doof an. Nach dem Essen wird das Bananenblatt geschlossen, das bedeutet dass abgeraeumt werden kann. Dann steht man auf, geht zum 'Hand wash' und wenn man zurueck kommt liegt meistens auch schon die Rechnung dort. In typischen Restaurants fuer Einheimische gehts ums Essen, ist man fertig wird keine Zeit mehr am Tisch vertroedelt.

Die Kellern gucken immer verwundert, sie denken wohl Touris moechten zum Fruehstueck Toastbrot und Butter, aber nach ein paar Wochen hier in Tamil Nadu weiss man wie der Hase laeuft. Es gibt Dosai und ich habe richtig angefangen es zu lieben. Jedenfalls mehr als die schwammartigen Idli welche aus - Ueberraschung - Reis hergestellt werden. Es gibt Plain Dosa ('baerig'), Masala Dosai (mit einer Fuellung aus Kartoffeln und Gewurzen) oder Onion Dosai (der Name sagt es schon). Dazu 3 Saucen, eine etwas schaerfere, Kokosnusssauce und Linsensauce. Hiermit kann ich auch bestaetigen dass das typische Essen nicht extrem scharf ist. Tamil Nadu ist wohl doch nicht fuer die extrascharfe Kueche bekannt, da gibt es anscheinend 'schlimmere' Staaten. Es hat ne angenehme Schaerfe die zum allgemeinen Geschmack beitraegt. 

Trichy scheint auch die Fruechtestadt zu sein. Dies kommt ja bei der Gastfamilie viel zu kurz, da gibt es hoechstens mal Bananen. Wie langweilig. Wie viel spannender sind da Mangos, Wassermelonen oder Ananas? Dazu Kokosnuesse oder Jackfruit, diese enorm grossen Fruechte die Wassermelonen wie Kiwis erscheinen lassen. Habe nun angefangen, bereits aufgeschnittene Fruechtestuecke zu kaufen. Andere Volontaere haben ja gemeint man wisse nie wie lange das schon in der Sonne liegt. Aber mir gehts gut. Auch die Schwarzwaeldertorte habe ich gut vertragen. Freue mich aber trotzdem wieder mal auf ne Portion Pommes. Trotzdem: thumps up for Trichy!!

Noch ne letzte Bemerkung. Auf der Strasse muss man ja schaurig aufpassen dass man nicht angefahren wird. Vor allem im Dunkeln, da sieht man nur Lichter, erkennt aber nicht ob es ein schnelles Mofa, ein grosser Bus oder ein lahmes TukTuk ist. So kann man nicht so recht einschaetzen wann man loslaufen sollte. Aber auch tagdurch muss man aufpassen, einen Grund hat es ja dass hier staendig gehupt wird. Auf der Fahrt nach Trichy wurde aber tatsaechlich vor meinen Augen (sass zuvorderst) ein Fussgaenger gerammt. Der Bus erwischte ihn an der Schulter und er wirbelte herum, fiel aber nicht zu Boden und verletzte sich auch nicht (es war wohl eher der Schock. Hallo, schon mal von einem Bus angefahren worden??). Es folgte dann eine hitzige Diskussion mit dem Fahrer bis das Unfallopfer auf den Bus einschlug, sein Kollege musste ihn dann zurueckhalten (was man nicht alles im Rueckspiegel sieht...) und wir fuhren endlich weiter. Ups. Viel gefaehrlicher sind aber die trivialen Dinge. In Pondicherry - ich glaube das habe ich noch nicht erwaehnt, sonst gebe ich einfach der Hitze Schuld - sassen wir genuesslich im Restaurant als ein Meter nehmen mir etwas auf dem Boden aufschlug und zerplatzte. 'Papaya', meinte der Kellner trocken. Kein Geschenk von oben sondern ne Papaya die von der Palme runtergefallen war. Merke: Papayas wachsen auch auf Palmen. Und: sitze niemals unter ne Palme. Ich weiss nicht wie verheerend es gewesen waere von einer Papaya getroffen zu werden, aber wer bitte schoen rechnet schon damit?

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