Mein zweiter Arbeitstag sieht aus wie mein Erster. Der Verantwortliche scheint sich nicht wirklich verantwortlich zu
fuehlen. Wuerde ich mich hier nicht wehren koennte ich wohl 8 Wochen lang
nonstop am Blog arbeiten und staendig im Facebook rumhangen. Immerhin habe ich
von anderen Volontaeren gehoert, dass ich einen Bericht zu meinem ersten
Eindruck schreiben soll. Bloed nur wenn dieser erste Eindruck ein wenig getruebt ist, 6 Monate Nepal und 1 Monat in Indien haben mich ja bereits
auf alles vorbereitet. Deftiger als im Dorf in Nepal kann es fast nicht sein,
ausser ich muesste im Freien duschen und dort auch mein Geschaeft erledigen.
Ansonsten bin ich ja eher positiv ueberrascht vom Komfort hier. Nun gut, warte
ich halt mal auf Rajan (der Verantwortliche) und schreibe bis dahin an meinem
Blog.
Das erste Wochenende habe ich nun gut hinter mich gebracht.
Am Freitag Abend haben wir das Essen bei der Gastfamilie ausgelassen und sind
stattdessen mit anderen Volontaeren auswaerts essen gegangen. Wenn ich hier
im Buero in die Runde gucke hat es ca 12
Volontaere und 5 Computer die laufen. Zum Glueck haben die ganzen Franzosen
(die neue Plage… aber ich fand die schon immer muehsam in Gruppen, da sind mir
Japaner oder Englaender viel lieber) ihre eigenen Laptops dabei. Insgesamt sind ca. 60 Volontaere hier in
Madurai, natuerlich aufgeteilt auf die verschiedenen Bereiche. Jeweils jeden
Dienstag trifft man sich fuers Abendessen und um sich kennenzulernen, hiess es…
Ach ja, mein Rucksack ist in der Zwischenzeit auch in
Madurai angekommen. Ausser der (neu gekauften) Huelle hatte alles die
Extrareise schadlos ueberstanden. Welch Freude nach 3 Tagen mal die Klamotten
zu wechseln!
Am Samstag war ich mit Adele auf dem Markt wo ich endlich zu
meiner ersten Tee-Einladung kam. Die Teementalitaet scheint hier nicht ganz so ausgepraegt zu sein, meine Gastmutter bot mir doch tatsaechlich als allererstes einen Kaffee an!
Es gibt aber ueberall Teestaende, aber im Gegensatz zu Nepal wird hier weder in
der Gastfamilie noch im Buero freiwillig Tee angeboten. In Nepal haette ich um
diese Zeit schon meinen dritten gehabt, dafuer krieg ich sowohl in der Familie
wie auch im Buero gratis Trinkwasser. Und dies braucht man hier zuhauf.
Hatte ich die ersten beiden Tage noch Glueck mit dem Wetter da bewoelkt waren es am Wochenende 35 Grad C (jetzt ist endlich der Verantwortliche
gekommen. Seinen Bart vom Freitag hat er nun auf ein Schnaeutzli zurechtgestutzt. So stellt man sich doch einen Inder vor, oder? Hier jedenfalls ist es der letzte Schrei). Mit den vielen tollen Powercuts (Stromausfaelle…)
hier bin ich dahingeschmolzen wie meine
Schokolade. Ja genau, die habe ich auch noch. Ich habe die drei Tafeln nun ans
Fenster zwischen Moskitonetz und Gitter gestellt und das ganze Paket mit einem
nassen T-Shirt umwickelt. Klingt schlau? Klingt abenteuerlich? Gestern habe ich mich dann fuer die moderne Variante entschieden und die Schoggi einfach bei der
Gastmutter in den Kuehlschrank gestellt. Geht doch auch so…
Meine tolle Erkaeltung aus der Schweiz wurde hier im Keim
erstickt, dafuer machen sich erste Beschwerden wegen den Ventilatoren
bemerkbar. Ich sage nur Halsschmerzen. Die Dinger rotieren staendig irgendwo,
aber ehrlich gesagt haelt man es ohne nicht aus. Bei 35 Grad laeuft die Sauce doch ziemlich runter. Am Sonntag goennten Adele und ich uns einen
ruhigen Tag und nahmen ein Tuk-Tuk zum einzigen 5-Sterne-Hotel in der Stadt.
Was wir dort wollten? Fuer ganze CHF 9 Eintritt (Abzocke… aber man kriegt
gratis ein Flauschibadetuch) durften wir den Swimmingpool mitbenuetzen. Tolle
Sache um der Hitze und dem Laerm zu entkommen. Da es dort nur Touristen hat –
ausser den freudenstrahlenden (oder geschockten?) indischen Angestellten – darf
man auch im Bikini im Liegestuhl rumflaezen.
Bikini ist gleich das naechste Stichwort. Am Samstag
schlenderte ich noch ein wenig alleine durch die Strassen Madurai’s. Ich hatte
ganz vergessen wieviel Aufmerksamkeit ich in Indien erhielt. Weiss ist Trumpf! Kaeseweiss frisch aus der Schweiz eingeflogen! Da werde ich zum Superpower-Maennermagnet. Eveline, das ist wie wenn wir im Bikini in den Sender spazieren wuerden ;-)
Setzt man sich irgendwo in den Schatten bleibt man nicht
lange alleine. Eine Horde Maedchen, die aufgeregt Fotos machen und einfach
meine Hand schuetteln wollte, kam auf mich zu. Eine Mutter mit ihrer Tochter
setzte sich zu mir, die Mutter fragte, die Tochter uebersetzte. Zwei Studenten
aus Jaipur (die konnten immerhin meinen Namen lesen welchen ich auf
Nepali/Hindi aufs Handgelenk hab
taetowieren lassen, also vor Jahren) stellten mir tausende von Fragen. Ich mag diese Begegnungen
und ignoriere darum auch nicht wenn jemand ‘hello’ ruft. Die meisten sind nur
neugierig und fuer solche Aufeinandertreffen bin ich schliesslich unterwegs.
Oft ergeben sich interessante Gespraeche welche man verpasst wenn man sich nur
auf ‘strictly volunteers only’ konzentriert.
Die Zusammenfassung nach ein paar Tagen: good to be back,
schoen wieder hier zu sein. Und kein Land riecht wie Indien! Es muss die
Mischung aus Exotik, Gewuerzen, Raeucherstaebchen, Essen, Kuehflaeden, Abgase,
Muell, Blumen und Leute sein. Schon als ich das Flugzeug in Doha nach Chennai/Indien
bestieg roch es anders, halt nach Inder (nicht negativ gemeint). Schnell
gewoeht man sich wieder an den Linksverkehr und den Wahnsinn auf den Strassen.
Die Fahrer scheinen genau zu wissen was sie machen, auch wenn sie manchmal um
Haaresbreite am anderen Fahrzeug vorbeirschrammen. Man kann sich auch ans Essen
ohne Besteck gewoehnen. Gabel und Messer habe ich keine mehr gesehen seit dem
letzten Flugzeugessen. Und es gibt Reis, viel Reis. Ueberraschenderweise ist es
nicht ZU scharf, die Gastmutter hat wohl Verbarmen mit uns. Auf der westlichen
Toilette tront eine WC-Rolle, dafuer musste ich mich von Brot, Joghurt und
Milch (nur in Form von Kokosnussmilch oder dann eben im Tee, wenn man mal einen
bekommt) verabschieden.
Das gestrige Abendessen, die Loeffel sind nur zum schoepfen da
Auf dem Weg zum Tempel (man beachte die 'Berockten')
Der Sri Meenakshi Tempel, DIE Sehenswuerdigkeit in Madurai
Der Kollege spazierte um den Pool herum
Ein relaxter Sonntag am Pool
Die sieht man hier ueberall - Like!
Unser Zimmer als wir noch zu dritt waren. Es ist ein wenig eng mit einer Person mehr... (ganz hinten das Badezimmer, habe absichtlich die Tuere fuers Foto aufgesperrt)
Shooopping, Schale und Schale und Schale
Bikini und Pool in Indien, das ist ja ganz was Neues für dich :-), aber sicher toll bei der Hitze. Aber kein Brot, Milch und Joghurt? Ich würde sterben ;-)
AntwortenLöschenWie schlimm dass das letzte Mittagsessen in der Schweiz
AntwortenLöschen...Reis...war!!
Toll ein blaues WC.
Kannst Du so eng beieinander schlafen ? Schnarcht niemand ??
Der Tempel gefällt mir besonders gut
Der Pool wie im Urlaub