Ab Dambulla musste ich dann nur noch den Bus nach Colombo nehmen. Nur 135 km, ich verstehe nicht, wie sowas 5 Stunden dauern konnte. Na gut, Colombo ist bekannt fuer seine verstopften Strassen und einen Tag vor dem groessten Feiertag des Jahres machten die Dinge wohl auch nicht besser. Am Schluss war ich einmal mehr verschwitzt (ich liebe T-Shirts die am Ruecken kleben...), verdreckt (offene Fenster da keine Klimaanlage), durstig (6 Stunden ohne Toilettenstopp durchhalten...), hungrig (ausser Keksen nichts gewesen) und mit den Nerven am Ende. Ich hasse es wenn es einfach nicht weitergeht und der Busfahrer daemlich genug ist, die Kolonne vor ihm anzuhupen, als wuerde dies einen Unterschied machen. Wenn's staut dann staut's, herrje.
Schlussendlich war ich gegen 14 Uhr in Colombo, bezog mein Zimmer und machte mich schnurstracks auf den Weg zum gegenueber liegenden Restaurant um einen netten Salat mit Sandwich zu essen. Wenig spaeter traf ich Tharindu auf einen Avocadosaft - mein neuester Hit - um den Freitag zu besprechen. Und zu guter Letzt ging ich fuers Abendessen in den McDonalds. Nach all den Tagen mit Reis spuerte ich ein gewisses Verlangen.
Der 24. und 25. Mai waren Feiertage. Per riesigem Zufall war mein Flug kurz nach Mitternacht am 25., so konnte ich diesen wichtigen Tag perfekt mit Freunden feiern die dazu auch noch wussten WIE man ihn feiert. Mich erinnerte alles ein wenig an Weihnachten, ueberall hingen farbige Laempchen oder Lampione. Ich kam echt schon halb in Weihnachtsstimmung, warme Temperaturen hin oder her. Am Freitag waren dann alle Laeden geschlossen - es wurde Vesak gefeiert! Dies ist der Tag an dem Buddha geboren wurde, starb und auch die Erleuchtung fand. Alles am selben Tag, logischerweise aber immer in einem anderen Jahr. Und immer war Vollmond... da Tharindu und Asha ausserhalb von Colombo wohnen musste ich zuerst mal mit dem Bus - schon wieder - dahin fahren. Ich kam gegen 10 Uhr an und durfte mir zuerst mal die Hochzeitsfotos und das Video dazu angucken. Interessanterweise scheint so ein Hochzeit in Sri Lanka dem unsrigen ziemlich aehnlich zu sein, ausser dass 300 Leute eingeladen werden statt 60. Aber weisses Kleid, Hochzeitsreise, Ehering, Torte und Essen kennen sie also auch. Ich finde sowas erstaunlich. Habe ich doch in Nepal auch schon das eine oder andere Hochzeit von Hindus gesehen, also jene Zeremonie ist uns total fremd und die Trauerstimmung hatte mich eher erschreckt. Die Braut hatte ja zum Abschluss gebruellt wie am Spiess da sie das erste Mal ihre Familie verliess. Aber auch bei den Buddhisten ist die Tochter sozusagen verloren an die Familie des Mannes. Tharindu und Asha leben ebenfalls sehr westlich, ausser das ICH keine Koechin zu Hause habe. Wer den Haushalt macht weiss ich nicht so genau. Da sogar meine Gastfamilie in Madurai, die sich keine Klimaanlage leisten konnte, eine Haushaelterin hatte, wuerde ich sagen in Sri Lanka ist das wohl auch gang und gaebe. Die zusaetzliche Hilfe kostet nicht viel und unterstuetzt aermere Familien.
Sie haben also auch Sofa, Fernseher, Tische und Stuehle (ja sorry, ich habe schon anderes erlebt). Die Wohnungseinrichtung sieht aus wie bei uns, lustigerweise essen sie aber trotzdem mit den Haenden. Gaeste wie ich bekommen netterweise einen Loeffel, mal ist also fuer den Notfall ausgeruestet :-)
Den Nachmittag verbrachten wir am Strand ihres Heimatortes (aehnlich wie wenn man im Rheintal durch die Hauptstrassen faehrt, aber kein Ort bei uns hat 100'000 Einwohner. Und sowas ist nicht mal ein Vorort von Colombo...). Weit und breit natuerlich KEINE Touristen. Um 19 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zu ihrem Fitnesscenter. Den ganzen Tag merkt man eigentlich nicht viel von diesem Vesak, ich sage ja, ist wie Weihnachten. Abends gehts dann los, die Lichter werden eingestellt, die Lampione ebenfalls und ueberall auf der Strasse wird gratis essen angeboten. Ich finde wir sollten das auch einfuehren, Gluehwein und Marroni. Vor ihrem Fitnessstudio wurden Glaeser mit Sirup und Glace gefuellt, bei anderen Staenden gab es Schleckglace oder ein warmes Essen, meistens Reis ohne Fleisch. Sie sagten mir immer, die Leute wuerden anstehen und ich konnte es kaum galuben. Aber dann auf einmal ging die Post ab und sie mussten zusperren und die Leute gruppenweise reinlassen. Diese holten ihr Glas ab, tranken es aus und gingen weiter. Und die naechsten waren an der Reihe. So ging das ganze drei Stunden lang!!! Obwohl ich am Schluss vor Hunger fast umkippte war diese 'Prozession' sehr eindruecklich. Alle moeglichen Leute kamen, ganze Familien die noch ihre Motorradhelme trugen, Nachbarn, junge Burschen, Freunde von ihnen, voellig Unbekannte.
Diese Essensausgabe dauert eigentlich so lange wie es Essen bzw. Getraenke hat. Um 22 Uhr war dann Schluss, zuerst war die Glace ausgegangen, dann auch das Getraenk selber. Mein Magen hing schon in den Knien, im Gegensatz zu Sri Lankanern esse ich normalerweise vor 21 Uhr. Ich esse eigentlich um 18 Uhr, habe es mir aber angewoehnt hier zwischen 19 und 20 Uhr zu essen. Wir fuhren mit dem Auto dann zu einem Essensstand um selber anzustehen. Also ich sagte noch zu ihnen, hier wuerde kein Schweizer freiwillig anstehen, das dauert viel zu lange. Nach 30 Minuten warten fanden sie dann auch das wuerde nie vorwaerts gehen. Es war schon lange nach 23 Uhr und wir guckten uns zuerst noch das Pandol an. Siehe Bild unten, ein riesiges 'Ding' welches von tausenden von Laempchen betrieben wird und immer wieder verschiedenfarbige Muster aufzeigte. Ich machte ein paar Fotos und jedes sieht anders aus, ganz nachdem welches Laempchen gerade leuchtete. Anscheinend werden die Dinger nur 1x im Jahr gebraucht und dann wieder auseinander genommen. Fuers naechste Jahr wird dann wieder ein anderes Pandol gebaut. Unseres war eines der groesseren, auf der Fahrt zurueck nach Colombo entdeckten wir auch kleinere. Schlussendlich assen wir dann noch um Mitternacht leicht scharfes Kaese Kottu. Kottu Roti oder Kottu ist eine der Nationalspeisen und setzt sich aus gehacktem Fladenbrot (Roti), Gemuese und Eiern zusammen. In unserem Fall hatte es noch Kaese dabei. Eigentlich ist es wie 'fried rice', einfach ohne Reis sondern mit diesem Brot. Klingt vielleicht sonderbar, ist jedoch eine angenehme Mahlzeit die man immer runter bringt, auch um Mitternacht. Ich hatte Stunden zuvor noch erwaehnt ich muesse unbedingt Cheese Kottu probieren bevor ich heimfliege, ich nehme an deshalb hielten wir bei diesem Restaurant an (und bezahlten fuers Essen! Dabei waere es doch ueberall gratis gewesen!!).
Der Samstag war dann eher ein Tag zum Vergessen. Immer noch waren alle Laeden geschlossen, nur das Kino hatte offen. Plante alles so dass ich um 14 Uhr den Film gucken konnte, aber der wurde einfach abgesagt!! Stand dann ziemlich doof da und ging zurueck ins Hotel, dort hatte ich immerhin WIFI, und wartete dann mehr oder weniger bis 19 Uhr als mich das Taxi endlich abholte. Diese Fahrt war der echte Horror, er fuhr wie ein Idiot mit 60 durch die Doerfer. Genau an solch einem Tag, denn auch am 2. Vesaktag standen ueberall Leute Schlange fuer Essen und man musste extrem aufpassen da es so viele Fussgaenger unterwegs hatte. In Sri Lanka latschen eh alle in die Strasse rein, da kann man keine 60 kmh fahren. Fuerchtete mich echt und dazu war die Klimaanlage auf Minusgrade eingestellt. Toller Abschied.
Ich moechte noch ein paar abschliessende Worte ueber den Unterschied von Sri Lanka und Indien verlieren. Nach ein paar Tagen Abstand kann ich ja schon sagen dass mein Favorit wohl Indien bleibt, aber Indien ist speziell. Sri Lanka hat nahezu alles auf kleinstem Raum zu bieten, Natur, Straende, Berge, Kultur, Sehenswuerdigkeiten, Tempel. Ein ideales Land wenn jemand nur 2 Wochen Zeit hat. Indien ist halt Hardcore, es ist dreckiger (definitiv!), lauter und riecht viel intensiver. Ueberall die Kuehe auf den Strassen, die Essensstaende, die farbigen Saris. In Sri Lanka ist der Unterschied zwischen den Landesteilen extrem. Colombo ist sehr westlich (bestimmt ist der touristische Sueden genau so), waehrend man in weniger erschlossenen Gebieten wie Batticola etc. doch noch auf Frauen in traditioneller Kleidung trifft. Indien ist irgendwie zwiegespalten, die sind mit einem Bein (bzw Hand) noch in der Vergangenheit und so reckstaendig wie die Schweiz vor 60 Jahren, in der anderen Hand halten sie aber das Handy und bruellen da rein als wuerde dies die Verbindung besser machen. In Indien wird man als Auslaender fotografiert und Kinder winken wenn sie einen entdecken. Man hat Starkult, alle freuen sich einen zu sehen. In Sri Lanka zupfen sich die Schulkinder vielleicht gegenseitig am Aermel und gucken mich an, wenn ich Glueck habe. Die Maenner sind hier auch viel direkter, in Indien (also in Tamil Nadu) wurde ich ja eher selten angesprochen. Zu traditionell.
Ich habe ueberall solche und solche getroffen. Wobei ich sagen muss, die Leute aus Sri Lanka sind sehr nett und alle moechten wissen, wie es einem gefaellt und platzen dann fast vor Stolz wenn man sagt, wie gut es einem gefaellt. Oft habe ich mir gedacht: die sind sooo suess! Darum bin ich nun noch umso mehr auf Rest-Indien gespannt, wie dies im Gegensatz zu Tamil Nadu oder Sri Lanka sein wird. Immer wieder hoert man ja dass die im Sueden netter sind als im Norden. Aber man hoert so viel, gaell Sonja. Wir werden unsere eigenen Erfahrungen machen. Das wird unser Indien, genau so wie das mein Sri Lanka war. It's all about attitude. Und es gibt eine weltumspannende Sprache, es ist sooo einfach: laecheln!!
Vollmond im Mai, also wird Vesak gefeiert - im Bild die ganzen Leute die ihr gratis Getraenk konsumieren. Rechts sieht man noch einen Teil der Schlange
Ein Kokosnusspfluecker - menschlich!
Kitschiges Vollmondbild
Und immer wieder die Laternen
Das Essen bei Tharindu und Asha zu Hause. Es gibt Reis!! :-)
Busfahrt von Dambulla nach Colombo - Ananas!
Ein riesiges mit tausenden von Laempchen betriebenes Bild (Pandol) zeigt die oder eine Geschichte von Buddha
Ein Teil der Kuechencrew, zweite von links ist Asha, zweiter von rechts ist Tharindu