Freitag, 8. März 2013

Madurai - 3. Woche

Ich sitze hier in meinem Delirium, Freitag morgen (Happy Women's Day!!) und schwitze einfach nur. Die letzten Tage spielte das Wetter ein wenig verrueckt, am Dienstag Abend regnete es doch tatsaechlich eine Stunde lang ziemlich stark. So konnte ich einen Eindruck gewinnen, wie es waehrend der Monsunsaison sein koennte – unter Wasser und nass, aber nicht unbedingt kalt. Da hier niemand mit Regen zu rechnen scheint, auch Voluntaere nicht, wurden alle ziemlich durchnaesst und das erste Mal seit meiner Ankunft (ausser im Taxi...) froestelte es mich. Die Luftfeuchtigkeit ist momentan unglaublich hoch, so dass ich nur hier im Buero dahinvegetiere und gerade meinen ersten Liter Wasser hinter mir habe. Genau so viel habe ich wohl auch schon ausgeschwitzt, mir laeuft es nur noch runter, sogar die Stirn muss ich mir manchmal abwischen und ich bin wirklich keine der der Schweiss in Stroemen rinnt. Am liebsten wuerde ich mich hinlegen so unangenehm ist es hier drin, da nuetzen auch die Ventis an der Decke nicht.

A propos Ventis, wie ihr auf dem Bild unten sieht hat unserer den Geist aufgegeben (einer von zweien, zum Glueck nicht der auf 'unserer' Seite. 'Uns' das sind Georgina und ich, die 'anderen' dementsprechend die beiden Franzoesinnen die bis halb zwei in der Nacht quatschen und genau so lange Filme auf ihren Laptops gucken. Sie waeren mit mir im Journalismuspraktikum, aber ich habe sie eher selten angetroffen und nie vor 12 Uhr Mittags...) und irgendwann kamen zwei Herren daher um diesen zu reparieren. Der kleinere war anscheinend der Bruder unserer Gastmutter, aber sind sie das nicht alle? Jeder ist hier Bruder und Schwester und wenn die Gastmutter sich nicht versprochen hat, dann ist ihr Bruder sogar mit ihrer Cousine verheiratet. Hmmm... Der werte Herr ist anscheinend Arzt von Beruf, so fragten wir uns, warum er denn nun am Ventilator herumschrauben wuerde. Vielleicht ein Ventilatoren-Doktor? Hier ist alles wie immer ein wenig vage und man darf nicht alles glauben. Immerhin haben sie es dann geschafft den 'Fan' (Englische Uebersetzung) wieder zum Laufen zu bringen. Ich sah im (ermuedeten, es war bereits nach 22 Uhr) Geiste den Ventilator zwar schon sich von der Decke loesen und auf uns niederschrauben, aber das Geflicke hielt - bis jetzt.

Die Woche verging relativ schnell, bereits bin ich drei Wochen hier. Ich muss schon bald von der Haelfte des Praktikums sprechen, es ist verheerend. Ich stecke immer noch an meinem Tattoo-Artikel fest, ich warte seit Tagen auf ein zweites Interview und mehr Fotos sollte ich ebenfalls knipsen. Da ich mit den Medizin-Maedels morgen in der Umgebung waere – wir besuchen Cafe Coffee Day und kommen nie mehr raus) – koennte ich dies auch gleich erledigen, Samstag hin oder her. Seufz, als Journalist wird das Wochenende halt manchmal gestrichen :-) Eigentlich wollte Rajan gleich anrufen und einen Termin abmachen, aber jetzt muss ich schon wieder nachfragen und bohren. Das ist ziemlich muehsam. Diese Woche haben wir auch schon die Mai-Ausgabe besprochen und ich habe einen neuen Artikel erhalten. Fuer diesen muss ich 'irgendwann' nach Chennai reisen zwecks Interview. Mehr moechte ich aber noch nicht verraten.

Letzte Woche erhielt ich kurzfristig Besuch aus Nepal, mein Kollege und ehermaliger Chef (das hoert er am liebsten..) Ram war geschaeftlich in Thailand und Indien unterwegs und so machte er einen kurzen Stop bei mir hier in Madurai. Es war schoen wieder mal ein bekanntes Gesicht zu sehen und ueber 'alte Zeiten' zu reden. So konnte ich auch dem Abendessen bei der Gastfamilie 'ausweichen'. Wie ihr seht sind wir per Zufall ueber ein Restaurant gestolpert welches Hamburger, Pommes und Co anbietet. Da freuten wir uns beide darueber, hehe.

Auch immer wieder ein Besuch wert ist der Tailors Market, also der Schneidermarkt. Leider sind die Fotos ein wenig unscharf. Ich habe diese sowohl von der Kamera wie auch vom Handy auf den Blog hochgeladen, das kommt dabei heraus. Trotzdem koennt ihr euch mal einen Eindruck verschaffen wo ich mich am drittliebsten aufhalte (nach dem Cafe Coffee Day und jeder erdenklichen Baeckerei). Der Markt ist in einer Halle untergebracht, welche ein paar Treppenstufen unter der Erde liegt. Dementsprechend ist es 1 Grad kuehler drin als draussen. Die Staende mit den ganzen Stoffen sind jeweils links und rechts aufgestellt, ideal fuer die Verkaeufer um den Touristen den Weg abzuschneiden. Es ist eher schwierig auszuweichen, man kann hoechstens noch unbeeindruckt auf die andere Seite gucken. Immer wieder findet man eine ganze Batterie an Naehmaschinen, Baujahr Grossmutter, an denen Maenner fleissig die Stoffe zusammenschustern. Hier ist hoechstens verkaufen Frauensache, ich koennte mir nicht vorstellen, eine Frau an der Naehmaschine wiederzufinden. Alleine der Gedanke ist absurd. Leider hat sich das dazu passende Foto von selber auf meiner Kamera geloescht, ich werde es jedoch nachreichen. Es geht doch nichts ueber Herren im fortgeschrittenen Alter welche im Unterhemd dasitzen und naehen.

Die Stoffe sind alle aufeinander gestapelt, darum ist es schwierig sich ein Bild vom Produkt zu machen. Die Inder werden aber sehr geschaeftig und reissen ein Gewebe nach dem anderen aus dem Buendel heraus bis am Schluss ein ganzer Teppich an verschiedenen Farben vor einem liegt. Zum Glueck verstehen die meistens ihr Handwerk und suchen Farben aus welche auf den blassen Touristen ideal zugeschnitten sind. Dies bedeutet dass man am Schluss nur gucken muss was einem am besten gefaellt. Sie haben definitiv das bessere Auge als ich dafuer. Ausser den Farben und Mustern gibt es natuerlich auch zu beachten dass man in synthetischen Stoffen schneller schwitzt. Herzliche Gruesse hiermit aus dem Buero, grmpf. Hat man dann einen Stoff ausgewaehlt und sich auch fuer ein Design entschieden (enganliegende Hosen, Ali-Baba-Hosen usw) wird ausgemessen. Die sonst so heiklen Inder (Koerperkontakt ist TABUUU) druecken dann ein Auge zu und messen die Touris von unten bis oben ab. Der kennt jetzt meinen Arschumfang...




 
 
 Mein Besuch aus Nepal. Ram am Cotton Milk (fragt nicht...) trinken
 
 Auch Ram guckt erstaunt. Es gibt mal was anderes als Reis! :-)))
 
 Und hier wird genaeht
 
 Der Tailors market
 
 Stoffe auswaehlen auf dem Tailors market
 
 So wird hier der Ventilator geflickt. Wer braucht schon eine Leiter wenn man 'basteln' kann. Fuer alle Faelle guckt auch Jesus zu (hinten an der Wand)
 
Der gehoert wohl der Gastfamilie. Staendig stolpere ich ueber die Schweiz. Interessant dass Vaduz (links vom Appenzell) auch drauf ist

1 Kommentar:

  1. Na das zweite Interview klingt ja vielversprechend...
    Mir gefällt der Ventidoktor und sein Gehilfe !
    und die vielen bunten Stoffe die mit der Grossmutternähmaschine und dann noch von Männern genäht werden hehe
    Dass man nach Indien fliegen muss um über einenCH Schirm zu stolpern..

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